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Weniger Unterrichtsausfall, weniger Stoff und mehr Förderung

von Frank Baranowski
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(LNP) Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle zur Weiterentwicklung des bayerischen Gymnasiums – Gymnasiale Schulfamilie hat konkrete Maßnahmen diskutiert – Bayerisches Kabinett hat diese beschlossen.

Weniger Unterrichtsausfall, weniger Stoff und mehr Förderung, auf diesen drei Säulen wird Bayerns Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle das bayerische Gymnasium weiterentwickeln. Sie sind das Ergebnis von Gesprächen zwischen Vertretern des Deutschen und Bayerischen Philologenverbands und der Direktorenvereinigung sowie der Landes-Elternvereinigung an den Gymnasien und der Schülerschaft. Zu diesen hatte der Bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer eingeladen. Die Ergebnisse setzen auf einer Grundlage auf, die an einem Runden Tisch erarbeitet wurde, den Minister Spaenle im Frühjahr einberufen hatte. Nun hat das Bayerische Kabinett diese Maßnahmen beschlossen.

„Unser Ziel ist es, das bayerische Gymnasium nach einem zeitgemäßen Konzept weiterzuentwickeln, in dem der Weg der einzelnen Schülerin und des einzelnen Schülers im Mittelpunkt steht“, so Minister Spaenle. Dieser Ansatz ergab sich für ihn angesichts der steigenden Schülerzahl und ihrer wachsenden Heterogenität – mittlerweile treten etwa 40 Prozent der Schülerinnen und Schüler nach der Grundschule auf das Gymnasium über, vor 10 Jahren war es noch rund ein Drittel. „Auf die Herausforderungen, die sich aus dieser Tatsache ergeben, reagieren wir und geben pädagogische Antworten“, so der Minister.

Für Minister Spaenle steht dabei fest: „Das achtjährige Gymnasium hat sich grundsätzlich bewährt. Es bereitet die Schülerinnen und Schüler auf Abitur, Studium und Beruf gut vor.“

„Wir wollen mit den beschlossenen Maßnahmen den einzelnen Schüler entsprechend seiner individuellen Bedürfnisse noch besser auf das Abitur vorbereiten“, betonte Minister Spaenle. Für ihn ist mit der Umsetzung der Maßnahmen das bayerische Gymnasium für die Zukunft gut aufgestellt. „Eine Systemdebatte dagegen ist pädagogisch überholt und schadet den Schülerinnen und Schülern“, ergänzte der Staatsminister.

Weniger Unterrichtsausfall
Da verlässlicher Unterricht für den Kultusminister die Grundlage für den Bildungserfolg der jungen Menschen darstellt, hat er bereits zum laufenden Schuljahr erstmals eine mobile Reserve im Umfang von 110 Lehrkräften für die Gymnasien bereitgestellt. Um die deutliche Senkung des Unterrichtsausfalls aber nicht zu verstärken, werden mobile Reserve und Aushilfsmittel zum neuen Schuljahr um insgesamt 250 Stellen allein für die bayerischen Gymnasien ausgeweitet. Unter Einsatz zusätzlicher Stellen will der Minister – wenn der Haushalt vom Landtag entsprechend verabschiedet wird – bis zum Schuljahr 2014/15 an allen bayerischen Gymnasien eine integrierte Lehrerreserve einrichten.

Dabei machte der Minister klar: „Unser Anliegen, Unterricht verlässlich anzubieten, gilt nicht nur für die Gymnasien, sondern auch für die anderen Schularten. Deshalb haben wir im Nachtragshaushalt eine vergleichbare Zahl von Lehrerstellen für mobile Reserven an Grund- und Hauptschulen, an Realschulen sowie Fach- und Berufsoberschulen bereitgestellt“.

Weniger Stoff
In über 15.000 Rückmeldungen hatten Lehrkräfte von 370 Gymnasien eine weitgehende Akzeptanz des Lehrplans und der Umsetzbarkeit bekundet. Für einzelne Fächer und einzelne Jahrgangsstufen war aber auch der Wunsch nach mehr Zeit geäußert worden. Auf der Basis dieser Auswertung hatte Staatssekretär Bernd Sibler den Lehrplan überarbeiten lassen. Für 11 von 25 Fächern wurden dabei Kürzungen in einzelnen Jahrgangsstufen vorgenommen. „Wir nehmen die Rückmeldungen der Lehrerinnen und Lehrer ernst und haben auf der Grundlage des bislang umfassendsten Monitorings den Stoff in 11 Fächern mit Augenmaß gekürzt und verschiedene Maßnahmen wie die Angabe von Stundenrichtwerten für die einzelnen Lehrplaninhalte oder die Stärkung von Synergien zwischen den Fächern auf den Weg gebracht, sodass sich die Klassen gemeinsam mit ihren Lehrkräften intensiver bestimmten Schwerpunkten zuwenden können“, so der Staatssekretär.

Das Ergebnis der Änderung des Lehrplans steht seit heute im Internet zur Verfügung und gilt für die Oberstufe bereits ab dem nächsten Schuljahr.

Mehr Förderung
Die Förderung der Schülerinnen und Schüler baut Minister Spaenle stark aus – auch verbunden mit einer Art „Frühwarnsystem“. Im Rahmen einer entsprechenden Konzeption mit vielfältigen Instrumenten entwickelt die einzelne Schule vor Ort bedarfsgerechte Angebote für eine noch effektivere Förderung. Diese Angebote enthalten auch Elemente der Entschleunigung.

Instrumente der auf den einzelnen Schüler bezogenen Förderstrategie können dabei sein:

Mit einem Frühwarnsystem verstärken die Schulen den Informationsaustausch mit Eltern und Schülern. Die Lehrkräfte werden die Eltern und Schüler bei akuten Problemen frühzeitig beraten und weitere Fördermaßnahmen vereinbaren.

Die gebundenen Ganztagsangebote werden konsequent ausgebaut. Es wurden zum Schuljahr 2012/2013 alle entsprechenden Anträge genehmigt.

Neuartige Förderinstrumente wie Blockseminare werden eingerichtet, die den Schülerinnen und Schülern im Bedarfsfall und bei Interesse methodische (z.B. Lernstrategien) oder fachliche Hilfestellung bieten.

Die Kernfächer Mathematik und Deutsch werden in der Mittelstufe deutlich gestärkt. Dazu ermöglichen wir, die Anzahl der Wochenstunden dreistündiger unterrichteter Kernfächer wie beispielsweise Mathematik in Jahrgangsstufe 8 und Deutsch in Jahrgangsstufe 10 auf künftig vier Stunden zu erhöhen. Wir empfehlen den Gymnasien deshalb, jeweils eine Intensivierungsstunde entsprechend zu verwenden.

Schülerinnen und Schüler, die Bedarf haben, können ab 2013/2014 ein zusätzliches Schuljahr,  „Flexibilisierungsjahr“ in der Mittelstufe, besuchen. Dieses soll an jedem staatlichen Gymnasium in den Jahrgangsstufen 8 bis 10 als ein Angebot zusätzlicher Lernzeit mit pädagogischem Mehrwert und zusätzlichen Förderangeboten eingerichtet werden. „Für unsere Schülerinnen und Schüler steht bei Bedarf ein Jahr zusätzliche Lernzeit mit einer Stundenentlastung, weniger Fächern und mehr Förderung zur Verfügung“, so Minister Spaenle.

Mit diesem Ansatz des Flexibilisierungsjahres verfolgt die bayerische Staatsregierung konsequent das Ziel: „Mehr Zeit für den einzelnen Schüler – nicht für das System“, also eine Entkoppelung von persönlicher Lernzeit von der institutionellen Schuldauer. Diesen Gedanken der individuellen Lernzeit setzt das Kultusministerium auch in der Grundschule, bei der Flexiblen Grundschule, und bei der Einrichtung von Einführungsklassen beim Übertritt von Mittel-, Wirtschafts- und Realschule zum Gymnasium sowie bei den Vorklassen zum Übertritt von Mittel-, Wirtschafts- und Realschule zur Fachoberschule bzw. nach einer Berufsausbildung zur Berufsoberschule um.

„Bei der Weiterentwicklung des bayerischen Gymnasiums, die wir in Zusammenarbeit mit der gymnasialen Schulfamilie vom einzelnen Schüler aus denken, haben wir den Schwerpunkt auf  eine verstärkte individuelle Förderung und Begleitung gelegt“, so der Minister abschließend. Auf dieser Grundlage wird das bayerische Gymnasium künftig noch besser als bisher die Schülerinnen und Schüler auf Studium und Beruf vorzubereiten.

Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht und Kultus
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