Startseite BundesländerSchleswig-Holstein Marret Bohn: Chronisch kranke Kinder sollen keine chronisch kranken Erwachsenen werden

Marret Bohn: Chronisch kranke Kinder sollen keine chronisch kranken Erwachsenen werden

von Frank Baranowski
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(LNP) Chronisch kranke Kinder sollen keine chronisch kranken Erwachsenen werden. Das ist das Ziel einer Kinderrehabilitationsmaßnahme. Nicht jede Erkrankung kann geheilt werden. Aber es ist möglich den jungen PatientInnen einen Umgang mit ihrer Krankheit zu zeigen, der ihr Leben möglichst wenig einschränkt. Eine frühe und zielgenaue Intervention bietet die besten Chancen auf Erfolg. Leider nutzen zu wenig Kinder und ihren Familien diese Chance.

Die Zahl chronisch kranker Kinder und Jugendlicher steigt. Das hat etwas mit ungesunder Ernährung und zu wenig Bewegung zu tun. Die Zahl der Kinderrehamaßnahmen geht trotzdem zurück. In den letzten fünf Jahren um gut 20 Prozent. Das wurde auf dem 9. Reha Tag im September dieses Jahres festgestellt. Diese Entwicklung ist widersinnig. Sie schadet den jungen PatientInnen. Und sie ist volkswirtschaftlich falsch. Deshalb müssen wird diesen Trend stoppen. Besser noch: wir kehren ihn um.

Bundesweit gibt es rund 14 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Etwa 3,5 Millionen von ihnen sind nach Expertenmeinung chronisch krank. Eine Million schwer krank! Die Zahl der Kinderrehamaßnahmen der Deutschen Rentenversicherung ist in fünf Jahren von 38.000 auf 30.000 zurückgegangen. Das bedeutet, weniger als ein Prozent der chronisch kranken Kinder macht eine Reha-Maßnahme. Hier werden Chancen in den Wind geschlagen. Das muss sich ändern!

Die häufigsten Krankheiten, unter denen Kinder und Jugendliche leiden, sind mit jeweils über 20 Prozent: Asthma, Übergewicht und psychosomatische Erkrankungen. An vierter Stelle stehen Hauterkrankungen mit rund neun Prozent. Werden diese chronischen Erkrankungen nicht frühzeitig behandelt, haben die Betroffenen ein Leben lang damit zu tun. Aber genau das muss verhindert werden.

Eine Reha-Maßnahme sollte von möglichst vielen chronisch kranken Kindern und ihren Familien genutzt werden. In jedem Fall, in dem eine Reha-Maßnahme medizinisch sinnvoll erscheint, muss sie bewilligt und durchgeführt werden. Restriktionen bei den Bewilligungen sind völlig kontraproduktiv. Ich freue mich deshalb sehr, dass die Kostenträger auf dem Reha Tag 2012 versichert haben, Restriktionen in der Bewilligungspraxis abbauen. Das ist ein guter Anfang!

Aber welche Gründe spielen noch eine Rolle für die sinkende Zahl der Reha Maßnahmen bei Kindern und Jugendlichen?

Druck in der Schule: Viele PatientInnen wollten nur in den Sommerferien kommen. Die Reha dauert 4 Wochen und dann entstehen keine Ausfallzeiten. Nachvollziehbar ist dies, aber für die Reha-Einrichtungen logistisch nicht zu leisten. Und es ist auch nicht notwendig. Die Beschulung kann in der Reha individuell weiter geführt werden. Darüber müssen die Familien besser aufgeklärt werden.

Anträge sind „böhmische Dörfer“, auch für ÄrztInnen. Die Anträge der niedergelassenen Ärzte sind oft nicht klar genug auf das Kind fokussiert. Sie richten sich häufig am Profil der Mutter-/Vater-Kind-Kur aus. Hier ist das Kind aber nur Begleitperson, nicht Patient. Das geht am Profil der Kinder-Reha voll vorbei. Niedergelassene ÄrztInnnen müssen besser informiert und geschult werden. Nur wenn die Anträge zielgenau und fachgerecht gestellt werden, kann auch die Reha-Maßnahme erfolgreich sein.

Bundesweit bieten 51 Kliniken Kinderrehabilitation an. In Schleswig-Holstein haben relativ viele Einrichtungen: z.B. auf Sylt, Föhr, Amrum und Fehmarn. Wir sind ein besonderes Land. Wir haben zwei Meeresküsten. Klima, Salzgehalt, Strand und Dünen wirken sich besonders positiv auf Erkrankungen der Atemwege, der Haut und auf die Psyche aus. Wir haben kein Überangebot, sondern wir sind ein exzellenter Standort für Rehabilitation. Das soll auch in Zukunft so bleiben. Lassen Sie uns gemeinsam dafür streiten, dass aus chronisch kranken Kindern, keine chronisch kranken Erwachsenen werden.

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
im Schleswig-Holsteinischen Landtag
Claudia Jacob
Pressesprecherin
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Tipp aus der Redaktion: http://pregas-hotelgast.blogspot.de/

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