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Insektenschutz: Förderung der Biodiversität im Gartenbau

von Frank Baranowski
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Insektenschutz: Förderung der Biodiversität im Gartenbau

Beispielhaftes Projekt zur Förderung der Biodiversität im Obstbau in Gierstädt vorgestellt

(lnp) „Wir sind auf die Leistungen der Insekten angewiesen: Intakte Ökosysteme sind ohne Insekten ebenso undenkbar wie eine funktionierende Lebensmittelversorgung für uns Menschen“, sagte Ministerin Karawanskij heute bei der Vorstellung des Projekts ,Förderung der Biodiversität im Gartenbau – Kirschanlagen als Nist- und Nahrungshabitat für Wildbienen‘ in Gierstädt.

Insekten sind nicht nur als Bestäuber, Kompostierer und Nahrungsquelle unverzichtbar für unser Ökosystem. Sie sind auch ein echter Wirtschaftsfaktor: Auf 2,5 Milliarden Euro schätzt die Universität Hohenheim en ökonomischen Wert der Bestäubung in Deutschland pro Jahr. Vor dem Hintergrund dieser Faktoren verfolgt der Freistaat Thüringen eine Strategie zur Erhaltung der biologischen Vielfalt. Im Rahmen dieser Strategie wird dem Schutz wildlebender Bienen und Insekten besondere Bedeutung beigemessen. Im Rahmen verschiedener Programme werden Projekte zum Schutz von Wildinsekten gefördert. Darüber hinaus unterstützt das Land die Anlage von Blühstreifen, um die Lebensbedingungen für Insekten zu verbessern.

Insektenschutz ist wichtiger Wirtschaftsfaktor

„Unser Gartenbau ist Vorreiter, was die Einbindung bestäubender Insekten und die Nutzung natürlicher Regulationsmechanismen angeht. Ein beispielhaftes Projekt, bei dem die Förderung von Wildbienen und moderner Obstbau Hand in Hand gehen, wird im Gebiet der Fahner Höhe seit 2020 durchgeführt. Mit rund 210.000 Euro haben wir dieses dreijährige Kooperationsprojekt verschiedener Partner unterstützt. Dabei wurden Maßnahmen zum Biodiversitätsschutz in moderne Anbauverfahren integriert“, sagte Karawanskij.

Im Fokus des Projekts standen zunächst vor allem Untersuchungen zum Vorkommen von Wildbienenarten, zur Belegung der Insektenhotels in den Anlagen und zu Pflanzenarten, die von den Insekten beflogen werden. Anschließend wurden Biotopverbundflächen mit geeigneten Maßnahmen aufgebaut. Das Umfeld der Kirschanlagen wurde mit entsprechenden Pflanzenarten und Nisthilfen aufgewertet, so dass sich Wildbienen dort dauerhaft ansiedeln können.

Das Projekt wird im Rahmen des TMIL-Programms „Förderung der Zusammenarbeit in der Landwirtschaft“ über die Thüringer Aufbaubank gefördert. In dem Projekt kooperieren fünf Obstbaubetriebe, ein Saatgutproduzent, die Absatzgenossenschaft Fahner Obst e.G., eine Anbauberaterin, das Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf e.V. sowie der Landesverband Gartenbau Thüringen e.V.. Verantwortlich für das Projekt zeichnet der Serviceverband Gartenbau Thüringen e.V. Wissenschaftliche Unterstützung bringt das TLLLR mit dem Lehr- und Versuchszentrum Gartenbau ein.

Zum Hintergrund des Projektes

Das Obstanbaugebiet an der Fahnerschen Höhe hat eine über 225-jährige Tradition. Mit etwa tausen Hektar Anbauflächen liegen 60 % der gesamten Obstanbaufläche in Thüringen in diesem Gebiet. Zu den Kulturen zählen mit überwiegendem Anteil der Apfel, gefolgt von Süß- und Sauerkirschen, Pflaumen, Zwetschgen, Holunder, Birnen, Mirabellen. Obwohl die Apfelproduktion etwa die Hälfte der Produktion einnimmt, haben die Süßkirschen aufgrund der Lage eine besondere Anbautradition. Die Produktion an diesem Standort in Verbindung mit dem Anbaugebiet in Kindelbrück spielt daher eine essentielle Rolle bei der regionalen Produktion und Versorgung der Bevölkerung mit einheimischem Obst.

Neben der Witterung spielen Befruchtungsbedingungen für eine erfolgreiche Ernte eine wichtige Rolle. Zur Zeit der Obstblüte stehen daher Imker-Bienenvölker in den Anlagen der Fahnerschen Höhe. Zusätzlich erbringen Wildbienen und vielfältige weitere Insektenarten eine hohe Bestäubungsleistung. Das Vorhandensein dieser Insektenarten in den modernen Produktionsanlagen ist Ausdruck einer hohen Biodiversität. Wildbienen können wegen ihrer im Jahresverlauf frühen Flugintensität vor den Honigbienen Blüten bestäuben und sind deshalb besonders in den früh blühenden Kirschanlagen aktiv und nützlich.

Quelle: Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft, 13.05.2022
Bild: TMIL/D.Santana

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