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Fremdsprachenabitur im Saarland: Erfolgreiche Erprobung

von Frank Baranowski
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(lnp) Fremdsprachenabitur im Saarland: Erfolgreiche Erprobung landeszentraler Sprechprüfungen. 2.273 Schülerinnen und Schüler in 133 Kursen an 44 saarländischen Schulen mit gymnasialen Oberstufen haben im Oktober 2015 an der Erprobung landeszentraler Sprechprüfungen unter Abiturbedingungen teilgenommen.

Die Erprobung erfolgte im Vorfeld der Entscheidung darüber, ob das saarländische Fremdsprachenabitur im E-Kurs neben den bereits geprüften Kompetenzen Schreiben, Lese- und Hörverstehen um das Sprechen ergänzt werden soll. Die Vorgaben der Kultusministerkonferenz (KMK) sehen dies als Möglichkeit vor. Die heute anlässlich des Deutsch-Französischen Tages vorgestellte wissen-schaftliche Begleituntersuchung kommt zu einem positiven Ergebnis der Erprobung.

Bildungsminister Ulrich Commerçon: „Das Ergebnis der Begleitstudie zeigt, dass seitens der Schülerinnen und Schüler, der Schulleitungen und der Lehrkräfte eine große Offenheit für das innovative Format der Sprechprüfungen vorhanden ist. Fast alle Schülerinnen und Schüler kamen nach eigener Aussage gut bis hervorragend mit ihren Prüfungspartnern zurecht. Mehrheitlich konnten sie ihre Noten im Vergleich zum letzten Zeugnis halten oder sogar verbessern. Die Studie bestätigt unser Vorhaben, die Mündlichkeit im Fremdsprachenabitur zu stärken und empfiehlt in ihrem Fazit ausdrücklich, „den eingeschlagenen Weg weiter zu beschreiten.“

In der Zusammenfassung ihrer Ergebnisse kommen die Autoren, Frau Prof. Dr. Polzin-Haumann (Lehrstuhl für Romanische Sprachwissenschaft an der UdS) und Herrn Priv.-Doz. Dr. Stefan Diemer (Professur für Anglistische Sprachwissenschaft an der UdS) zu dem Schluss, dass die Erprobung der landeszentralen Sprechprüfung insgesamt erfolgreich verlaufen ist: „Alles in allem ist eine positive Haltung der Mehrheit aller beteiligten Akteure (Schulleitungen, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler) erkennbar. Die Stärkung der mündlichen Komponente wird begrüßt; sie wird als wichtige Teilkompetenz mit positiven Effekten für den Fremdsprachenunterricht verbunden. Lehrkräfte und Schulleitungen erkennen an, dass die Durchführung der Prüfungen die mündliche Kompetenz stärkt und heben mehrheitlich die grundlegende Bedeutung der Sprechprüfung für das Fremdsprachenlernen hervor. Seitens der Schülerinnen und Schüler ist nach Lehrerangaben vor der Prüfung eine gewisse Skepsis festzustellen; die Haltung nach der Prüfung ist aber überwiegend positiv.“

Anregungen und Kritik ergeben sich vorwiegend im organisatorischen Bereich. Im Einzelnen bestehe „der Wunsch nach mehr Vorlaufzeit, früherer und ausführlicherer Information, mehr Fortbildungen, mehr Vorbereitungsmaterialien und ausreichend Zeit für die Lehrkräfte, um sich mit den Prüfungsunterlagen vertraut zu machen.“ Auch wurde das Bedürfnis „nach mehr Flexibilität bei der Durchführung beispielsweise bei Dreierprüfungen und für den Krankheitsfall von Schülern/Lehrern“ geäußert. Die Autoren der Studie raten dazu, diese Kritikpunkte aufzugreifen und gegebenenfalls einzelne Aspekte der Sprechprüfung zu modifizieren, unterstreichen aber die grundsätzliche Bedeutung der erprobten Sprechprüfung: „Profunde Kommunikationsfähigkeit und kommunikative Kompetenzen sowohl in der Nachbar- und Partnersprache Französisch als auch in der globalen lingua franca Englisch sind unverzichtbar, um den saarländischen Schülerinnen und Schülern optimale Voraussetzungen für einen guten Einstieg in die Arbeitswelt mit auf den Weg zu geben. Die Sprechprüfung spielt hier eine wichtige Rolle, um Schülerinnen und Schüler auf die Auseinandersetzung mit authentischen Kommunikations-situationen in Alltags- und Arbeitskontexten vorzubereiten.“

Anlass und Ablauf der Erprobung:
Im schriftlichen Fremdsprachenabitur werden im Saarland seit 2010 neben dem Schreiben auch das Lese- und  Hörverstehen überprüft. Im Zuge der Überarbeitung der Grundstruktur der Abiturprüfung stellte sich die Frage, ob auch das Sprechen in Zukunft Teil der schriftlichen Abiturprüfung im E-Kurs werden soll, wie dies die Kultusministerkonferenz als Möglichkeit vorsieht. Deshalb fand auf Initiative des Ministeriums für Bildung und Kultur (MBK) im letzten Oktober an 44 saarländischen Schulen mit gymnasialer Oberstufe eine Erprobung von landeszentralen Sprechprüfungen unter Abiturbedingungen statt. Insgesamt 2273 Schülerinnen und Schüler in 133 Kursen (99 Englisch, 34 Französisch) nahmen an der Erprobung teil.

Die Prüfungsaufgaben wurden vom MBK bereitgestellt. Alle Prüfungen fanden in allen teilnehmenden Schulen jeweils zur gleichen Zeit mit den jeweils gleichen Aufgaben statt. Es handelte sich um Paarprüfungen mit monologischen und dialogischen Anteilen, bei einer ungeraden Zahl an Prüflingen in einem Kurs fand eine Dreierprüfung statt. Die Prüfungsgruppen wurden ausgelost. Zu Beginn der Prüfung hatten die Schülerinnen und Schüler in einer kurzen Aufwärmphase die Gelegenheit, über vertraute Themen ihres persönlichen Interesses zu sprechen. Für den darauf folgenden monologischen Teil erhielt jeder Prüfling einen Sprechimpuls, der in ein bis zwei Minuten zu erfassen war. Im dialogischen Teil setzen sich dann die Prüflinge im Gespräch weiter mit der angesprochenen Thematik (z.B. Wohnen in Paris, Rassismus, Obdachlosigkeit) auseinander. Die Prüfungsdauer betrug bei einer Paarprüfung 15 bis 20 Minuten, danach hatten die beiden prüfenden Lehrkräfte 10 Minuten Zeit, um die Noten festzusetzen.

Vorbereitung der Sprechprüfung:
Im Vorfeld der Erprobung wurden die teilnehmenden Lehrkräfte  in ganztägigen Fortbildungen umfangreich geschult, um sie mit dem Prüfungsformat und den Abläufen vertraut zu machen. Damit eine in jedem Fall schülergerechte Bewertung sichergestellt werden konnte, fanden Bewerterschulungen statt, bei denen auch Videos von Beispielprüfungen benutzt wurden. Den Lehrkräften wurden neben einer Handreichung auch Beispielaufgaben zur Verfügung gestellt, mit denen die Schülerinnen und Schüler im Unterricht das neue Prüfungsformat kennenlernen und einüben konnten.

Wissenschaftliche Begleitung:
Für die wissenschaftliche Begleitung der Erprobung konnten Frau Prof. Dr. Polzin-Haumann und Herr Privatdozent Dr. Diemer gewonnen werden, die gemeinsam mit Frau Dr. Reissner und Frau Brunner (M.A.) eine sehr umfangreiche wissenschaftliche Untersuchung durchführten. Ziel ihrer gemeinsamen Studie war es, die Abläufe sowie die Akzeptanz der Prüfungen bei Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Schulleitungen zu untersuchen, mögliche Probleme im Vorfeld der Einführung der Sprechprüfungen im Abitur zu identifizieren sowie daraus Möglichkeiten zur Weiterentwicklung abzuleiten. Im Anschluss an die probeweise Durchführung der landeszentralen Sprechprüfungen – noch außerhalb des Abiturs, aber unter Abiturbedingungen – erfolgte eine fragebogenbasierte Erhebung  an allen teilnehmenden Schulen, der sich leitfadengestützte Interviews an ausgewählten Schulen anschlossen. Insgesamt konnten die Fragebögen von 1630 Schülerinnen und Schülern, von 195 Lehrkräften und von 38 Schulleitungen genutzt werden, um ein sehr detailliertes Bild der Abläufe und Erfahrungen zu erhalten.

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Jürgen Renner
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Quelle: Pressemitteilung Saarland.de vom 22.01.2016.

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