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Arbeitskreis Gemeinschaftsverpflegung: Besserer Tierschutz

von Frank Baranowski
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Arbeitskreis Gemeinschaftsverpflegung: Besserer Tierschutz

Meeting des Arbeitskreises Gemeinschaftsverpflegung Köln

(lnp) Die Deutschen lieben Fleisch. Aber wenn es ums Tierwohl geht, gucken viele lieber weg. Doch dadurch ändert sich an den Haltungsformen zu wenig. Deshalb schaute der Arbeitskreis Gemeinschaftsverpflegung Köln e.V. (AK GV Köln) einmal ganz genau hin und beschäftigte sich am 7. April 2022 im Collegium Albertinum in Bonn mit ebendiesem Thema.

Das erste Meeting des Arbeitskreises nach der coronabedingten Pause fand im Collegium Albertinum in Bonn statt, einem Theologenkonvikt des Erzbistums Köln, in dem katholische Priester ausgebildet werden. Auch der spätere Papst Benedikt XVI. lebte einige Jahre dort. Ursprünglich war das neugotische Gebäude, das im Jahr 1891 fertiggestellt wurde, für 250 Studenten geplant worden und hatte sogar eine eigene Bäckerei. Heute wohnen 20 Menschen dort. Weite Teile des Hauses sind vermietet, etwa an katholische Forschungseinrichtungen. Die Ausstattung sei hervorragend, schwärmte Gastgeber und Küchenchef Markus Federhen, der mit vier weiteren Köchen täglich bis zu 90 Mittagessen zubereitet – was für Erheiterung im Publikum sorgte, denn solch komfortable Arbeitsbedingungen sind in der Gemeinschaftsverpflegung eher die Ausnahme.

Impulsvortrag: Tierwohl – gemeinsam Haltung zeigen!

Im Jahr 2021 aßen die Deutschen rund 55 Kilo Fleisch pro Kopf. Eine beachtliche Menge, auch wenn der Fleischverzehr seit einigen Jahren leicht sinkt. Doch über die Herkunft der Kuh, des Schweins oder des Huhns wollen die meisten oft gar nicht so viel wissen. Denn die Massentierhaltung, die es erst ermöglicht, große Mengen an Fleisch zu produzieren, wirkt auf viele Menschen abschreckend. Mit den Vorurteilen gegenüber Großbetrieben möchte Christoph Hülshorst aufräumen. Konventionell hergestelltes Fleisch müsse nicht unbedingt schlechter bewertet werden als Bio-Fleisch, sofern gewisse Standards eingehalten werden.

„Tierwohl ist Haltungssache“, sagte der Geschäftsführer von Hülshorst Feinkost, ein Unternehmen aus Ostwestfalen, das Fleischconvenience-Produkte vertreibt. „Jeder muss in der Wertschöpfungskette seine Verantwortung wahrnehmen und kritische Fragen stellen.“ Für ihn bedeute das, regelmäßig die Ställe seiner Lieferanten zu besichtigen, um sicherzugehen, dass das Tierwohl von den Landwirten berücksichtigt wird. Dazu zählten kurze Wege zur Schlachtung, die wiederum von Kameras überwacht werden muss. Sehr wichtig sei ihm die ständige Verbesserung der Tiergesundheit durch eine umfassende Datenerfassung und das Medikamentenmonitoring.

Hülshorst: „Lasst uns darum kümmern, dass es den Tieren besser geht“

Dass alle landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland auf Bio umstellen, sei allein schon wegen der dafür benötigten Fläche unrealistisch, meinte Christoph Hülshorst. Es sei aus seiner Sicht auch gar nicht notwendig. Die Haltungsform zu verbessern, sei schon ein erster Schritt hin zu mehr Tierwohl. Es müsse in der breiten Masse verbessert werden, nicht in einer Nische, sagte er.

Aktuell gibt es in Deutschland Kennzeichnungen für vier Haltungsform: Stallhaltung (1), StallhaltungPlus (2), Außenklima (3) und Premium (4). Ein Umstieg von Haltungsform 2 auf Haltungsform 3 sei schon eine enorme Verbesserung fürs Tierwohl und ergebe auch ökonomisch Sinn, erklärte Christoph Hülshorst. Denn viele Menschen wollen gerne mit gutem Gewissen Fleisch essen. Und je besser es den Tieren geht, desto weniger werden krank und sterben vor der Schlachtung.

Außerdem appellierter er an die anwesenden Küchenmeister: „Wir müssen das ganze Tier nutzen, nicht nur Brust und Keule.“ Tatsächlich werden beliebte Filet-Stücke nach Deutschland importiert, während beispielsweise Hähnchen-Flügel in westafrikanische Länder exportiert werden. Dadurch werden lokale landwirtschaftliche Strukturen zerstört. Christoph Hülshorsts wichtigste Forderung klingt zugleich radikal und vernünftig: „Lassen Sie uns alle zusammen in Europa die Hälfte an Fleisch essen und das Dreifache dafür bezahlen. Dann geht’s den Tieren gut, dem Landwirt gut und die Menschen ernähren sich deutlich gesünder.“

Der Arbeitskreis Gemeinschaftsverpflegung Köln e.V. ist ein Netzwerk für die Gemeinschaftsverpflegung und ermöglicht Mitgliedern und Interessierten, sich auszutauschen und weiterzubilden. Wann das nächste Treffen stattfindet, erfahren Sie auf der webseite des Arbeitskreises.

Quelle: Arbeitskreis Gemeinschaftsverpflegung Köln e.V., 18.04.2022
Bild: pixabay

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